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Dr. Jens Ullrich

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Welche(r) Psychotherapeut(in) passt zu mir?

Beim ersten Gang in die Psychotherapie-Praxis stellen sich viele Menschen die in der Überschrift gestellte Frage. Oft wurde eine Psychotherapie vom Hausarzt angeraten. Oder Patienten erhalten die Liste aller Psychotherapeuten der Kassenärztlichen Vereinigung und rätseln nun, wie sie „den oder die Richtige(n)“ finden sollen. Aber wie finde ich eigentlich raus, wer oder was mir hilft? Da heutzutage erfreulicherweise etwas offener über seelisches Leiden gesprochen wird, nutzen viele Menschen Empfehlungen aus der Familie oder dem Bekanntenkreis. Auch Bewertungen im Internet oder Ärztebewertungsportale werden immer beliebter bei der Suche, ob sie wirklich hilfreiche Information vermitteln, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Grundsätzlich spielen wohl verschiedene Teilaspekte eine Rolle: Möchte ich lieber zu einem Mann oder zu einer Frau? Welche Therapieart z.B. Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologisch fundierte Therapie? Und letztlich spielt vor allem die individuelle Passung von Patient und Therapeut eine große und vermutlich sogar die wichtigste Rolle. Manche Menschen meinen, für ein bestimmtes Problem, wäre eine bestimmte Therapieform besser geeignet als eine andere, so seien z.B. für Traumafolgestörungen eher tiefenpsychologische Therapien geeignet.  Tatsächlich gibt es allerdings kaum wissenschaftliche Erkenntnisse, dass bei bestimmten Störungen nur bestimmte Therapiearten wirken. Vielmehr kommt es offenbar darauf an, ob Therapeut und Patient eine gute, vertrauensvolle Arbeitsbeziehung entwickeln können. Wie auch beim Gang zum Hausarzt, bedarf es einer Gesprächsatmosphäre, die man als offen, sicher und vertrauensvoll erlebt. Die Tatsache, dass viele ärztliche Verordnungen bzw. Rezepte gar nicht erst in der Apotheke eingelöst werden oder aber die Medikamente unbenutzt in den Müll wandern, ist ein besonders deutliches Zeichen einer mangelnden Arzt-Patient-Kommunikation. Empfindet ein Patient Unsicherheiten, bestimmte Themen und Probleme anzusprechen, so sollte im Rahmen einer Psychotherapie gerade diese erlebte Unsicherheit, sich offen mitzuteilen zum Thema des Gesprächs werden. Dabei ist es gar nicht erforderlich, das betreffende Thema oder Problem direkt auszusprechen, es geht zunächst einfach um die Frage, warum es überhaupt schwierig ist, über bestimmte Themen zu sprechen und was dies eventuell mit der Beziehung zwischen Therapeut und Patient zu tun hat. Psychotherapie funktioniert dann am besten, wenn nicht nur Probleme außerhalb der Therapiesitzung (im Alltag des Patienten) besprochen werden sondern gerade auch die Erlebnisse während der Sitzung zum Thema gemacht werden.

Auch kommt es durchaus vor, dass man als Patient bestimmte Themen naturgemäß leichter mit Angehörigen des gleichen Geschlechts besprechen kann. So machen wir in der Praxis immer wieder die Erfahrung, dass Männer mit sexuellen Problemen dies eher mit einem männlichen Therapeuten besprechen möchten oder Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, sich deshalb vielleicht bei einer Therapeutin besser aufgehoben fühlen. Auch wenn diese Präferenzen durchaus nachzuvollziehen sind, so gebe ich meinen Patienten allerdings auch den Hinweis, dass manchmal vielleicht gerade dann, wenn Ängste oder andere, schwierige Gefühle im Kontakt mit dem anderen Geschlecht eine Rolle spielen, es möglicherweise richtiger wäre, sich gegen den ersten Impuls zu entscheiden. So kann der Mann mit Erektionsstörungen von einer Therapeutin eventuell wichtige Einblicke in die weibliche Sichtweise seines Problems bekommen oder eine Frau mit Erfahrungen sexueller Gewalt durch Männer kann sich in der Therapie zum ersten mal sicher fühlen in der Gegenwart eines Mannes. Solche Erfahrungen können durchaus erheblich zum Erfolg einer Therapie beitragen.

Um für sich selbst herauszufinden, ob eine Psychotherapie überhaupt das Richtige ist und ob man mit dem jeweiligen Therapeuten gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten kann, hat man die Möglichkeit der psychotherapeutischen Sprechstunde geschaffen. Jeder Vertragspsychotherapeut der gesetzlichen Krankenversicherung ist dazu verpflichtet, solche Sprechstunden anzubieten. Die Sprechstunde kann auch mehrmals (bis zu 3-mal 50 Minuten) beim gleichen Psychotherapeuten besucht werden und auch der Besuch von Sprechstunden bei verschiedenen Therapeuten ist möglich. In der Praxis scheitert dies aber oft an der großen Nachfrage nach ambulanter Psychotherapie bzw. den damit einhergehenden langen Wartezeiten. Doch auch Praxen, die aktuell keine Therapieplätze anbieten können, müssen psychotherapeutische Sprechstunden anbieten, damit sich Patienten zumindest informieren und beraten lassen können. In der Regel erhält ein Patient dann schon einen ersten Eindruck, ob eine „gute Passung“ mit dem Therapeuten gegeben ist.

Haben Sie schon eine Psychotherapie begonnen und sind sich unsicher, ob der oder die Therapeutin und ihre Arbeitsweise zu Ihnen passen? Wenn ja, dann sollte dies immer ein Thema in der Therapie sein, d.h. die eigenen Zweifel und Unsicherheiten sollen offen angesprochen werden. Wird die Therapie trotz eigener Zweifel oder Unzufriedenheit fortgeführt, so wird vermutlich nicht das bestmögliche Ergebnis erzielt. Wird die Therapie hingegen ohne Aussprache einfach abgebrochen, so ergibt sich keine Möglichkeit, in der gemeinsamen Arbeit über die Gründe der Probleme zu sprechen (und genau darum geht es aber doch in einer Therapie).

Psychotherapie sollte letztlich stets drei Aspekte ermöglichen: 1. Sich mitteilen können und dabei verstanden fühlen, 2. Konkrete Änderungsprozesse in Gang bringen. Das eine wird ohne das andere nicht funktionieren und schon deshalb braucht es als 3. die Möglichkeit über das Geschehen und die Erfahrungen in der Therapiesitzung zu sprechen und ggf. gemeinsam eine andere Arbeitsweise zu finden. Dass hierfür eine gute Passung zwischen den zwei beteiligten Menschen, Therapeut und Patient, nötig ist liegt auf der Hand.

 

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