Die meisten Deutschen konsumieren mehr oder weniger regelmäßig Alkohol oder andere Drogen. Es ist daher kein Wunder, dass Abhängigkeit und Missbrauch von suchtbildenden Substanzen neben
Depressionen und Angsterkrankungen zu den häufigsten behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen gehören.
Um ein paar Zahlen zu nennen: In Deutschland gibt es nach Berechnungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zwischen 1,4 bis 1,8 Millionen Medikamentenabhängige und noch mal mehr Alkholabhängige!
Leider sind Abhängigkeitserkrankungen, egal ob von Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen in unserer Gesellschaft noch immer ein sehr großes Tabuthema. Die Betroffenen schämen sich in der Regel für ihr Problem, weil sie abwertende Reaktionen ihrer Menschen befürchten oder bereits schmerzhaft erlebt haben. Die Folge hiervon ist oft, dass Menschen mit Suchtproblemen ihr Problem zu verbergen versuchen, was anfangs meist auch gut gelingt. Mit dem Fortschreiten der Abhängigkeitsproblematik wächst allerdings auch das Risiko irgendwann „aufzufliegen“, z.B. bei einer Polizeikontrolle im Straßenverkehr, bei Problemen am Arbeitsplatz oder weil eine medizinische Behandlung im Krankenhaus (z.B. Operation) nötig wird und die gewohnte Einnahme einer Substanz nicht möglich ist.
Die Medizin unterscheidet einen Missbrauch von einer Abhängigkeit wobei die Grenzen fließend sind. Kennzeichen einer Abhängigkeit sind beispielsweise Schwierigkeiten den Konsum
bezüglich der Menge oder auch dem Zeitpunkt der Einnahme zu steuern. So kennt jeder Abhängige Situationen, in der er oder sie eigentlich gar nicht oder wenigstens nicht viel konsumieren wollte und
dies gründlich schief ging.
Der sogenannte CAGE-Test besteht aus vier Fragen und kann als Selbstcheck verwendet werden, um den eigenen Alkoholkonsum zu hinterfragen:
• „Haben Sie (erfolglos) versucht, Ihren Alkoholkonsum einzuschränken?“
• „Haben andere Personen Ihr Trinkverhalten kritisiert und Sie damit verärgert?“
• „Hatten Sie schon Schuldgefühle wegen Ihres Alkoholkonsums?“
• „Haben Sie jemals schon gleich nach dem Aufstehen getrunken, um „in die Gänge zu
kommen“ oder sich zu beruhigen?“
Wenn zwei oder mehr Fragen mit „Ja“ beantwortet wurden, weist dies auf eine Alkoholabhängigkeit hin.
Ein Missbrauch von Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen liegt dann vor, wenn ein Mensch eine Substanz auf eine Weise konsumiert, die zu gesundheitlichen Schädigungen führt. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn jemand aufgrund der Einnahme von Alkohol aber auch von Medikamenten wie Beruhigungs- oder Schlafmitteln psychische Probleme wie z.B. Gedächtnis- oder Konzentrationsschwierigkeiten, Ängste oder depressive Verstimmungen entwickelt. Ein Missbrauch geht auf lange Sicht oft in eine Abhängigkeit über, da sich der Körper zunehmend an die Substanz gewöhnt. Hinter dem vermehrten Gebrauch von Alkohol, suchtbildenden Medikamenten und anderen Drogen steht aber immer der Versuch unangenehme Zustände wie Angst, Depression oder Stress zu reduzieren bzw. angenehme Zustände wie Entspannung und Wohlbefinden herzustellen. Dies gelingt in der Regel am Anfang auch sehr gut aber auf Dauer eben immer weniger.