Oft ist das Beenden einer Psychotherapie nicht so einfach. Nachdem man viele Stunden (manchmal über Jahre) einen Ort hatte, an dem man offen über sehr persönliche Dinge sprechen konnte, ist es manchmal schwierig darauf verzichten zu müssen. Dennoch ist Psychotherapie immer eine Methode mit einem Anfang und einem Ende. Damit unterscheidet sich der Gang zum Psychotherapeuten deutlich vom Besuch beim Hausarzt oder Facharzt für Psychiatrie, denn dort kann man grundsätzlich ein Leben lang hin gehen. Psychotherapie hingegen, soll zeitlich begrenzt, bei Notwendigkeit auch immer mal wieder im Leben stattfinden. Doch wann ist es eigentlich genug Therapie?
Da im Rahmen der Kostenübernahme durch eine Krankenversicherung die Anzahl der Sitzungen eine Grenze hat (z.B. Kurzzeitbehandlung 24 Sitzungen, Langzeitbehandlung 60
Sitzungen) ist hiermit in der Regel die Therapie zu Ende. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass alle Beschwerden weg sind oder das Problem, welches ursprünglich Anlass der Kontaktaufnahme war, nun
auch gelöst ist. Die Obergrenze an Stunden, welche die Krankenkassen bewilligen liegt in der Verhaltenstherapie bei maximal 80 Stunden und dieses Sitzungskontingent wird nur bei schweren Erkrankungen
bewilligt, erfordert entsprechende Diagnosen und wird gutachterlich geprüft. Die gesetzlichen Vorgaben sprechen hier von „notwendiger und ausreichender“ Behandlung bzw. Therapie seelischer
Störungen.
Der Hintergrund dieser Regelung ist neben der Begrenzung der Kosten für die Krankenkassen auch noch ein anderer. Psychotherapie sollte stets eine Hilfe zur Selbsthilfe sein, d.h. man sollte innerhalb
eines begrenzten Zeitraums die eigenen Probleme besser verstehen und lösen lernen.
Warum ist ein Ende der Psychotherapie außerdem noch wichtig? Auch wenn Psychotherapien insgesamt wenig „Nebenwirkungen“ haben, so gehört gerade bei langen Therapien über die Dauer einiger Jahre das Risiko einer gewissen „Gewöhnung oder sogar Abhängigkeit“ zu den unerwünschten Effekten der Methode. Es kann passieren, dass man sich irgendwann nicht mehr gut vorstellen kann, „ohne“ auszukommen. Damit das nicht passiert, ist es wichtig über das Thema „Therapieende“ offen miteinander zu sprechen. Zudem sollte nach Möglichkeiten gesucht werden, sich alternative Formen der Unterstützung zu suchen z.B. Selbsthilfe-Gruppen, Beratungsstellen wie jene der Caritas bzw. Diakonie oder auch Menschen im sozialen Netz, mit denen man ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen kann. Erfahrungsgemäß tun sich gerade jene Menschen mit dem Therapieende schwer, die keine solche Vertrauensperson im Familien oder Bekanntenkreis haben. Ein Therapeut kann diese Lücke niemals auf Dauer schließen. Vielmehr muss von Anfang an klar sein, dass sich manche Probleme einfach nicht im Rahmen einer Therapie vollständig lösen lassen und daher nach der letzten Sitzung erst einmal der Versuch stehen sollte, wieder ohne regelmäßige Gespräche mit dem Therapeuten zurechtzukommen. Nach dem Therapieende gilt übrigens die sogenannte 2- Jahres-Frist, eine Regelung der Krankenkassen, die besagt, dass eine erneute Psychotherapie oder Fortführung einer Behandlung immer durch einen externen Gutachter (kein Mitarbeiter der Krankenkasse) geprüft werden soll. Nur wenn der beauftragte Gutachter der Krankenkasse eine erneute Therapie empfiehlt, wird diese die Kosten übernehmen.