Wenn Menschen ihr von Geburt an zugewiesenes Geschlecht als nicht oder nicht vollständig passend zum gefühlten Geschlecht empfinden, spricht man traditionell von Transsexualität. Nun hat aber die Wissenschaft gerade in diesem Gebiet große Fortschritt gemacht und betont die geschlechtliche Vielfalt über eine einfache Zweiteilung in Frau und Mann hinaus. Offenbar fühlt eine relativ große Gruppe von Menschen eine Unsicherheit, Ambivalenz oder Inkongruenz in der eigenen Passung zwischen dem biologischen Geschlecht und der eigenen Geschlechtsidentität bzw. Geschlechtsrolle als Mann oder Frau. So sind Männer oftmals mehr Frau und Frauen mehr Mann als dies gesellschaftliche Vorstellungen der Geschlechter nahelegen.
Ein anderes, verwandtes Thema betrifft auch noch jene Menschen, die biologisch kein eindeutiges Geschlecht als Mann oder Frau haben oder gar bei der Geburt operativ auf eines der beiden Geschlechter festgelegt wurden. Man kann sich leicht vorstellen, dass hiermit Unsicherheiten und Leidensdruck im späteren Leben verbunden sind.
Schließlich ist auch die sexuelle Orientierung (hetero-, homo- und bisexuell) noch ein anderes Themengebiet, das Bekanntermaßen nicht durch die körperlichen Geschlechtsmerkmale vorherbestimmt ist. Die Thematik ist also kompliziert und Irritationen und Unsicherheiten im Umgang mit diesen Themen lassen sich kaum vermeiden.
Nicht immer ist mit einer Geschlechtsinkongruenz, also einer nur teilweisen Übereinstimmung des biologischen Geschlechts mit der eigenen Geschlechtsidentität bzw. Geschlechtsrolle, auch ein Leidensdruck verbunden. Und nicht alle “Trans-Menschen“ wünschen sich geschlechtsangleichende Maßnahmen wie Operationen oder Hormonbehandlungen. Liegt allerdings infolge der erlebten Geschlechtsinkongruenz auch ein Leidensdruck vor, so wird heute von Geschlechtsdysphorie gesprochen. Gemeint ist hiermit ein seelisches Erleben von Unbehagen und Leiden infolge der fehlenden oder beeinträchtigten Übereinstimmung von Körper und Geschlechtsidentität.
Die Geschlechtsinkongruenz ist also nicht unbedingt eine seelische Störung, die Geschlechtsdysphorie wird hingegen als solche betrachtet. Die Diagnose „Transsexualität“ gilt unter Fachleuten gewissermaßen als wissenschaftlich überholt, ebenso wie die Begutachtungsleitlinien des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK), die leider noch immer die Grundlage für Kostenübernahmen bei geschlechtsangleichenden Maßnahmen bilden.
Psychotherapie ist im Themenfeld Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit ein wichtiger Baustein im deutschen Gesundheitswesen. So kann eine psychologische Therapie zum Beispiel bei den folgenden typischen Themenfeldern von „Trans-Menschen“ sinnvoll sein:
Viele Menschen mit den oben beschriebenen Schwierigkeiten leiden zusätzlich unter seelischen Erkrankungen wie Depression, Sucht oder Angststörungen. Diese Störungen ergeben sich nicht selten aus Erfahrungen von Ausgrenzung und Anfeindung durch andere Menschen oder aber aus den vielfältigen familiären oder partnerschaftlichen Problemen bei einer „Trans-Thematik“.
Einen guten Überblick zu den Behandlungswegen und -möglichkeiten gibt die S3-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
(AWMF). Das Dokument ist öffentlich zugänglich unter: